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Kapitel 2: Einstieg in die Portraitfotografie

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Die Portraitfotografie umfasst die Abbildung von Lebewesen, meist des Menschen, aber auch von Tieren. Bei diesem beliebten Genre der Fotografie geht es darum, den zu portraitierenden Menschen ins rechte Licht zu rücken, charakteristische Wesenszüge herauszuarbeiten oder auch eine Stimmung, emotionale Verfassung, sowie einen starken Ausdruck festzuhalten.

Dabei spielt das Alter, die Attraktivität und das Geschlecht oft eine untergeordnete Rolle. Vielmehr geht es darum technische und gestalterische Aspekte, wie die Wahl des richtigen Objektivs, der Brennweite und des Ausschnitts, für eine gelungene Aufnahme zu wählen. Ausschlaggebend für viele Entscheidungen ist die spätere Verwendung der Fotografie:
Bewerbungsfoto, Werbeaufnahme, künstlerisches Werk etc.

Technische Aspekte:
Die digitale Fotografie bringt viele Vorteile mit sich, da man oft schneller und als Anfänger auch zielorientierter arbeiten kann. Aber auch das Analoge wird weiterhin geschätzt, besonders in der künstlerischen Fotografie.

Kamera:
vollformat-kleinbildUnabhängig ob ein Film oder eine Speicherkarte eingelegt wird, gelten bei der Wahl der Kamera kaum veränderte Prinzipien. Eine Kleinbildkamera (Analog/Film – Bei Digitalkameras: Vollformat genannt – z.B. EOS 5D Mark III) wird meist gewählt, wenn sehr schnell und auch intuitiv gearbeitet wird. Allerdings ist ein digitales Bild je nach Art des Kameramodells mittlerweile oft von besserer Qualität als zu analogen Zeiten der Kleinbildfilm.

mittelformat-kameraEine Mittelformatkamera ermöglicht detailreichere Aufnahmen, die auch schon in einem recht großen Format ausbelichtet werden können. Das Gehäuse ist aber oft größer und unhandlicher. Natürlich spielt hier auch der meist sehr hohe Preis der Kameras eine Rolle.

grossformat-fachkameraNach wie vor ist die Großformatkamera (auch Fachkamera genannt) die Königsklasse unter den Kameras. Sie bietet mehr Möglichkeiten – Shift/Tilt – und erfordert somit mehr Zeit beim Einstellen. Gleichzeitig ist ein Stativ unerlässlich, was schnelle Perspektivänderungen ausschließt. Das Ergebnis allerdings spricht für sich, nicht nur durch die extrem hohe Auflösung und die feine Darstellung selbst kleinster Details, sondern auch der vielseitig anwendbare Effekt der variabel legbaren Schärfeebene im Raum. Da die Großformat Kamera jedoch in ihrer Bedienung eher kompliziert und unhandlich ist, findet sie vor allem ihren Einsatz in der Fotografie von leblosen Objekten, wie z.B. in der Architekturfotografie.

Objektiv:
Die Brennweite eines klassischen Portrait-Objektivs, ist die eines leichten Telezoom-Objektivs mit hoher Lichtstärke. Auf Kleinbild bezogen zwischen 80 mm und 135 mm, was eine gewisse Distanz zum Modell wart. Bei der Verwendung eines Teleobjektivs gelangt weniger Licht durch das Objektiv bis zum Sensor bzw. Film. Dem kann man entgegenwirken, indem man eine weit geöffnete Blende verwendet (kleine Blendenzahl). Gleichzeitig bekommt man so auch die Möglichkeit mit Schärfe und Unschärfe zu spielen. Dies kann einem Porträt viel Ausdruck und Spannung verleihen.

Natürlich eignen sich aber auch alle anderen Brennweiten für Portraitaufnahmen, die Wahl hängt vom gewünschten Effekt ab. So ermöglicht ein starkes Teleobjektiv unbemerkt Aufnahmen zu belichten und Objekte unterschiedlicher Entfernung scheinen enger zusammen zu rücken, d.h. die Distanz zwischen diesen Objekten wird optisch kleiner.

Ein Weitwinkelobjektiv kann in beengten Räumlichkeiten die Option bieten, auch die Umgebung mit einzubeziehen. Das Ergebnis wird dadurch detailreicher. Ebenso kann es auch dazu verwendet werden Proportionen zu „verfälschen“ – große Nase, längere Beine. Objektive mit Festbrennweiten werden besonders bei der Studio- und Portraitfotografie bevorzugt, da sie exakter und schärfer abbilden. Und man kann sie mit einer recht hohen Lichtstärke erwerben.

Blende:
Eine große, offene Blende ermöglicht ein Spiel mit Unschärfe und dadurch den Effekt des „Freistellens“. Man hat die Möglichkeit die Person im Fokus scharf darzustellen, während der Bereich im Hintergrund unscharf verschwimmt. Der Betrachter wird so gezwungen sich auf das Wesentliche, die abgebildete Person, zu konzentrieren. Bei der Studiofotografie spielt dieser Effekt eine geringe Rolle, da meist ein neutraler Hintergrund Verwendung findet. Der Einsatz einer offenen Blende hat auch hier Vorteile, aber der geringe Schärfebereich (Schärfentiefe) bringt mit sich, dass darauf geachtet werden muss, wo die Schärfeebene liegt. Hinweis: der Ausdruck „Schärfentiefe“ wird oft auch fälschlicherweise „Tiefenschärfe“ genannt. Richtig ist also Schärfentiefe!

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offene Blende (kleine Blendenzahl 2)

Steht der Mensch im Vordergrund (und ist nicht etwa ein Accessoire z.B. bei einer Werbeaufnahme) wirkt es seltsam, wenn die Augen in der Unschärfe liegen oder nur das Auge scharf ist, das vom Betrachter abgewandt wird.

Das künstliche Licht im Studio hat den großen Vorteil, dass man Herr über die Helligkeit ist. So kann man auch mit sehr kleiner Blende (hoher Blendenzahl) arbeiten, indem man die Leistung der Blitzgeräte erhöht. Das erleichtert den Umgang mit der Schärfe, falls keine Unschärfe gewünscht ist. Allerdings sollte man hier auf seinen Hintergrund achten: Ist die Blende fast geschlossen und/oder das Modell steht sehr nah am Hintergrund, wird auch dieser scharf. Verwendet man eine Hintergrundrolle sind Knicke, die Struktur des Hintergrunds und Verschmutzungen von vorherigen Shoots sichtbar. Ein leicht in der Unschärfe liegender Hintergrund ist oftmals von Vorteil.

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Geschlossenere Blende (größere Blendenzahl 8)

Fotohintergrund:
Da es bei der Portraitfotografie um die Person im Vordergrund geht, sollte man dem Fotohintergrund besondere Aufmerksamkeit schenken. Dies mag seltsam klingen, ist aber leicht zu erklären. Ist der Hintergrund unruhig (Farbigkeit, Gegenstände etc.) kann er zu sehr vom eigentlichen Motiv (der Person) ablenken. Gleichzeitig fallen alltägliche Dinge störend auf (Steckdose, Flasche, Feuerlöscher, etc.). Verschiedene Materialien reflektieren das Licht unterschiedlich oder sogar mit einem Farbstich. Die Beleuchtung muss also auf den Fotohintergrund abgestimmt werden um Fehlerquellen zu vermeiden. Soll der Fotohintergrund oder die Räumlichkeit einbezogen werden, sind meist eine oder mehrere separate Lichtquellen dafür notwendig.

Nach dem Fotografieren/Bildbearbeitung:
Heute ersetzt die Fotobearbeitung am Computer die Arbeit in der Dunkelkammer, die bei weitem schwieriger und zeitaufwändiger war. Denn selbst analog erstellte Aufnahmen können digitalisiert und ebenfalls am Rechner retuschiert werden. Die Möglichkeiten sind nahezu grenzenlos und nicht mehr wegzudenken. Die Palette der Arbeitsschritte reicht von kleinen, grundlegenden Anpassungen bis hin zu Manipulationen, die nicht mehr viel vom ursprünglichen Ausgangsmaterial erkennen lassen. Die gängigste und professionellste Software ist Adobe Photoshop.

An diesem Punkt schneidet sich die Technik mit der Gestaltung, da natürlich diese Veränderung entscheidend zu dem Aussehen – Look – unseres Bildes beiträgt. Aufgrund der unendlichen Weiten der Bildretusche möchte ich an dieser Stelle nicht zu tief in diesen Bereich einsteigen. Zahlreiche Fotokurse und Tutorials im Internet erklären, was und wie man mit der Software alles machen kann. Nutze das Internet um in die Weiten von Photoshop vorzudringen (z.B. psd-tutorials.de – hier gibt es massig kostenlose Video Tutorials). Es lohnt sich!

Im 3. Kapitel geht es um die Lichtsetzung und die verschiedenen Arten von Licht.

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