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Kapitel 5: Der Einsatz der Lichtsets

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Mehr Lichtquellen bedeuten nicht automatisch ein besseres Foto, so können auch mit nur einem Blitzkopf erstaunliche Bilder festgehalten werden. Es kommt eher auf die Gesamtkonzeption und natürlich den richtigen Moment an.

Grundsätzlich ist die Frage der Lichtführung: Wofür wird die Aufnahme später verwendet?

Bewerbungsfoto:
Möchte man ein Bewerbungsfoto machen, sollte das Gesicht gut ausgeleuchtet sein und tiefe Schatten nicht Teile davon verbergen. Je nachdem für welche Arbeitsstelle und Position sich die Person bewerben möchte, muss hier auf Ausdruck, Körperhaltung und Kleidung geachtet werden. Bewirbt sich z.B. eine Person für eine führende Position, so muss er/sie das nötige Selbstvertrauen an den Tag legen.

Tipp: Abpudern nicht vergessen! Beim Drogeriemarkt „dm“ gibt es z.B. ein tolles loses Puder.

Business-/Managerportrait:
Um gute Business- oder Managerportraits zu machen, gelten ähnliche Regeln wie beim Bewerbungsfoto. Meist fotografiert man hier aber „on location“ und bindet die Arbeitsräume sowie die vorherrschenden Lichtstimmungen mit ein. Bei der Gesamtwirkung achtet man noch spezifischer auf die getragene Kleidung (Sitzt auch alles richtig und vermittelt den gewünschten Eindruck?) und Werte, die das Bild vermitteln soll. Charisma, Kompetenz, Vision und Selbstbewusstsein sind einige Eigenschaften, die es herauszustellen gilt.

Tipp: Während dem Fotografieren immer darauf achten, dass die Kleidung richtig sitzt. Auch Männer sollten vorher abgepudert werden, damit sie im Gesicht nicht glänzen.

Ganzkörperportrait:
Bei einer Ganzkörperaufnahme sollte der Lichtverlauf bedacht werden. So reicht eine kleine Lichtquelle oder stark gebündeltes Licht nicht aus um den gesamten Körper auszuleuchten. Das Umgebungslicht kann eingebaut, unterstützt oder weggeblitzt werden. Blitzköpfe, die nach oben gegen die Decke gerichtet sind, erzeugen eine grundlegende Helligkeit.

Tipp: Auch hier gilt wieder Abpudern, Kleidung zurecht zupfen und besonders auf Körperspannung achten.

Beautyportrait:
Die Lichtführung bei einer Beautyaufnahme möchte Schönheit betonen und hervorbringen. Hier wird gerne weiches Licht verwendet, da dieses der Haut besonders schmeichelt. Bei solchen Fotos ist ein Haare-Makeup-Artist/Visagist unabdingbar. Ein paar Makel nachträglich zu entfernen ist kein Problem, nur sollte die Haut des Modells möglichst rein und glatt sein, da bei einer Beautyaufnahme recht nahe Einstellungen – Close-ups – oft die Regel sind und jede Pore sichtbar werden lassen.

Das Bild lebt in diesem Bereich der Fotografie vom Makeup und besonders von dem Modell. Ein ausdrucksstarkes Gesicht und das Beherrschen von Mimik sind entscheidend. Fragt man die meisten Fotografen, was Schönheit ausmacht, ist es nicht die Perfektion, sondern erst kleine „Makel“ oder Asymmetrie, die für Lebendigkeit sorgen.

Tipp: Ohne professionelles Haare-Makeup kommt man hier nicht sehr weit!

Mode-/ Fashionfotografie:
In der Mode- und Fashionfotografie geht es in erster Linie um die Kleidung und darum diese lebendig, ausdrucksstark und im rechten Licht zu präsentieren. Da Kleidung keine Persönlichkeit hat, geschieht dies über das Modell und die Lichtführung. Stark seitliches Licht und Konturlicht findet hier häufig Verwendung, da es den Körper sowie die Kleidung betont und modelliert. Wenn Konturlicht auf die Kleidung fällt, unterstützt es die Darstellung von Struktur und Details, da Erhebungen und Vertiefungen erhellt und schattiert werden. Das Medium Fotografie dient als Verkaufsinstrument. Eine Abbildung soll Sehnsüchte wecken und zum Kauf der gezeigten Kleidung und Accessoires anregen. Die Bildwirkung einer Modeaufnahme ist nicht nur von der Kollektion des Designers abhängig, sondern auch vom gewählten Modell, den Posen, der Mimik und natürlich der Lichtführung! Es geht um eine Gesamtinszenierung der Kleidung. Licht kann unterstützend mystifizieren, erhellen, hervorbringen, betonen, verzaubern. Es lässt Sinneseindrücke entstehen oder untermalt diese. Bei den oft sehr aufwändigen Sets und unter extremen Bedingungen erzeugen Topfotografen Werke, die das Zeitgeschehen der faszinierenden Modewelt festhalten und auch den Sprung zur Kunst schaffen.

Tipps: Gehen Sie die Checkliste für einen gelungenen Shoot durch! Achten Sie vor allem darauf, dass die Kleidung sitzt und ins rechte Licht gerückt ist. Schließlich geht es hier um die Kleidung. Auch die Körperhaltung des Modells und ihr/sein Ausdruck ist wichtig. Zeigen Sie keine Scheu und geben Sie dem Modell Anweisungen, damit es weiß, wie es sich bewegen soll.

Aktportrait:
Für ein Aktportrait gilt im Prinzip das Gleiche wie für ein Portrait, jedoch mit der Besonderheit, dass die abgebildete Person unvollständig bekleidet oder vollständig unbekleidet ist.
Unterkategorien gibt es viele: Klassischer Akt, erotischer Akt, Fetisch, Männerakt, Pinup, Bodypainting, etc. Die Unterteilung fällt oft schwer, da Genres gerne vermischt werden und von Sehgewohnheiten und kulturellen Unterschieden abhängig sind.

Tipps: Da der Fokus beim Akt meist auf dem Körper liegt, sollte ihm auch bei den Vorbereitungen Aufmerksamkeit geschenkt werden:

  • Ist die Körperbehaarung störend? Man sollte Modelle vorher um die Rasur bitten, falls dies gewünscht ist oder auch das nötige Zubehör dafür bereithalten.
  • Bodylotion, Öl & Co sollten am Set verfügbar sein. So kann eine gute Bodylotion trockene Hautpartien eliminieren und die Haut weicher und geschmeidiger wirken lassen. Öle werden dafür verwendet der Haut einen Glanz zu verleihen. Beides ist auch mit Pigmenten verfügbar, sodass z.B. ein goldiger Glanz aufgetragen werden kann.
  • Glycerin oder auch einfach nur eine Sprühflasche mit Wasser wird verwendet um Feuchtigkeit aufzutragen und Tropfen entstehen zu lassen.

Die Wahl der Requisiten kann einen Akt entscheidend beeinflussen, hier einige Beispiele:

  • Dessous sollten einheitlich sein (BH und Slip) und vor allem gut sitzen. Sind diese etwas zu eng, wird es „gequetscht“ aussehen. Zu große Cups des Büstenhalters wirken ebenfalls unvorteilhaft.

Möchte man einen sehr edlen Look erzielen, sollte nicht an der Qualität der Wäsche gespart werden.

  • Sexy Accessoires gibt es viele: Strümpfe, Strumpfhalter, hohe Schuhe, Schmuck, Korsagen etc.
  • Stoffe und Tücher können verwendet werden um Teile des Körpers zu verdecken. Dazu kann die Malerei der alten Künste eine Quelle der Inspiration sein, da man dort schöne Beispiele zur Drapierung und Faltenwurf sehen kann.
  • Möglichkeiten zum Sitzen und Liegen sollten bequem sein, aber natürlich gut aussehen und dem Stil der Aufnahme dienen. Einfache Stehlen lenken kaum von der inszenierten Person ab, ein Sessel im Kolonialstil hat eine ganz andere Aussage. Die Atmosphäre am Set ist immer entscheidend, aber stellt bei einer Aktaufnahme einen noch komplizierteren Faktor da:
  • Lernen Sie das Modell bei einem Kaffee vorher kennen oder führen sie erstmal ein Gespräch, bevor es losgeht um für eine entspannte Stimmung zu sorgen.
  • Ziele und gewünschte Ergebnisse gut absprechen, damit keine Missverständnisse aufkommen.
  • Sind zu viele Menschen am Set, kann sich das Modell unwohl fühlen. Abgrenzungen oder getrennte Räumlichkeiten können Abhilfe schaffen, ebenso eine gute Organisation. Die Lichtführung ist je nach Genres, in dem man sich bewegt, sehr unterschiedlich. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
  • So kann sehr weiches und natürliches Licht schmeichelnd wirken, das Gefühl von Unschuld oder Zerbrechlichkeit erzeugen.
  • Hartes Licht wird auch hier Details und Strukturen betonen und sollte nicht auf Stellen wie schwache Bindehaut oder Hautunreinheiten gerichtet werden.
  • Sehr seitliches Licht oder gar Konturlicht findet viel Verwendung. Körperformen können hervorgehoben oder kaschiert werden. Dies kann durch ein extremes Licht-Schatten-Spiel der Fall sein, indem man manche Körperpartien ganz im Schatten verschwinden lässt oder der Schatten dazu dient z.B. einen Busen größer aussehen zu lassen.
  • Tageslicht oder Lichtsets, die so aussehen, werden oft für den Bereich Lingerie oder eine intime Atmosphäre verwendet, bei der sich das Modell auf einem Bett räkelt und/oder sich in einem Schlafzimmer bewegt.
  • Bei Nahaufnahmen kann eine zusätzliche Abstraktion durch starke Licht-Schatten-Verhältnisse geschaffen werden. So können neue Formen und Linien entstehen, die erst auf den zweiten Blick erkennbar sind.
  • Wird ein sehr gut ausgeleuchtetes Lichtset aufgebaut, kann das Ergebnis an Reiz verlieren, da weniger Verstecktes und Mysteriöses vorhanden ist.
  • LowKey-Aufnahmen werden gerne für Künstlerische Arbeiten, Körperformungen und Close-ups verwendet. Ein HighKey erreicht tolle Effekte, indem es Farben und Konturen betont und das Ergebnis grafischer und reduzierter wirken lässt.

Allgemein:
Geht es um eine individuelle, emotionale oder künstlerische Abbildung einer Person, kommt noch mehr zum Tragen. Das gilt auch bei den eben beschriebenen Genres: Das Licht dient der Unterstützung einer Aussage und kann auf jegliche Art hierfür verwendet werden. Mit anderen Worten: Es gibt keine festen Regeln für die Lichtsetzung, die immer gelten. Es geht um die kreative und geeignete Verwendung von Licht.

Allgemein kann man zur richtigen Beleuchtung von Portraits sagen, dass es keine Regeln gibt, die nicht gebrochen werden dürfen. Es soll kein Gesetzesentwurf für „richtige“ Lichtsetzung entstehen. Man hat eine sehr hohe künstlerische Freiheit um Motive zu belichten. Dennoch sollte man sich am Anfang an gewisse Regeln halten um ein Gespür für Licht zu bekommen. Sollte man mit den verschiedenen Lichtaufbauten vertraut sein, darf und sollte man gerne damit herumexperimentieren. Wenn man die Fotografie Grundlagen verstanden hat, kann man die Regeln anwenden, oder eben gezielt brechen.

Euer Johannes Dauner

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