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Tipps zur Konzert- und Eventfotografie
Winter Void Vol.1, Fistula & Grime, 2016-10-23, Kafe Kult Munich

Tipps zur Konzert- und Eventfotografie

Ein Gastbeitrag von Lars Oeschey:

Vorab: Ich bin sicher noch nicht perfekt in der Fotografie, da ich sie erst seit zwei Jahren ernsthaft betreibe, das meiste davon bei Konzerten und Festivals. Es kann also durchaus sein, dass es bessere Anleitungen gibt ;)

Technik

Wie in jeder Art der Fotografie geht es auch hier um Licht, und speziell um die Menge an Licht.
Pauschal kann man sagen: Je kleiner das Konzert/Event ist, desto weniger Licht. Hier muss man manchmal zu Festbrennweiten mit 1.8er Blende oder kleiner (vom Zahlenwert her, die Öffnung ist ja größer je kleiner die Zahl ist) greifen, und entsprechend mit mehr Ausschuss rechnen. Standard sind jedoch die zwei klassischen Objektive 24-70mm/2.8 und 70-200mm/2.8.

Bei kleineren Veranstaltungen reicht auch das 24-70mm. Ebenfalls wichtig ist eine Kamera die im höheren ISO Bereich noch gute Qualität abliefert, unter ISO 1600 geht meistens nichts. Tagsüber, wenn noch Tageslicht herrscht, nutze ich nur einen Body mit einem 18-200mm „Suppenzoom“, da ein 12-Stundentag mit zwei Bodies und den großen Objektiven recht unspaßig wird. Den Bildern sieht man’s nicht an, die verächtlichen Blicke mancher Kollegen ignoriere ich hier ;)

Unverzichtbar: Gehörschutz. Am besten ist Gehörschutz mit Filtern, damit kann man sich noch einigermaßen unterhalten und die Musik hören, es wird einfach nur leiser.


[Bild: Emil Bulls, Taubertal Festival 2017, 1/400sec, ISO1000 f 4.8, 18-200mm @60mm]

Auf Festivals habe ich an beiden Bodies noch einen Batteriegriff, allein schon um im Portraitformat schnellen Zugriff auf alle Parameter zu haben. Hier kommt noch ein wichtiger Punkt zum Tragen: Die Kamera sollte möglichst schnellen Zugriff auf Blende, Verschlusszeit und ISO bieten. Vorteilhaft ist, wenn die Kamera zwei Kartenslots hat, dann hat man direkt ein Backup in der Kamera.
Ich fotografiere grundsätzlich nur im RAW Format, da man hier im Nachhinein noch so manches Bild retten kann.

Einstellungen

Wie bereits erwähnt, starte ich i.d.R. bei Konzerten mit ISO 1600, Blende 2.8, Verschlusszeit 1/160. Die Zeit kann durchaus zu lang sein, bei Bands die sich viel bewegen, Sprünge usw. machen, sollte man versuchen auf eine kürzere Verschlusszeit zu kommen, da sonst Bewegungsunschärfe auftritt. Generell sind das auch nur Richtwerte, große Bühnen sind meistens weitaus besser beleuchtet, hier kann man auch mit den Werten runtergehen. Bei sehr düsteren Events bin ich teils auch mal bei ISO 6400, Blende 1.8, Verschlusszeit 1/60.


[Bild: Nachtwerk, 1/100sec, ISO6400, f 2.8 24-70mm @70mm]

Der Fotograben

Bei größeren Konzerten gibt es meistens einen getrennten Bereich direkt vor der Bühne, den Fotograben. Hier verbringt man dann die meistens nur zugelassenen ersten drei Songs und muss versuchen, seine Bilder in den Kasten zu kriegen. Blitz ist hier (meistens) nicht zulässig, aber der würde sowieso keine guten Bilder machen, dazu später mehr.

Im Graben gibt es eine Etiquette:

  • keine Taschen/Rucksäcke
  • wenn man den Platz wechseln will, warten bis der Kollege nebenan kurz die Kamera absetzt, oder evtl „drunter durch tauchen“
  • wenn man selbst eine gute Position hat, und seine Bilder dort gemacht hat, auch andere mal dorthin lassen
  • keine Stative
  • keine Diskussionen mit der Security, wenn man rausgeschickt wird, einfach gehen
  • wenn ein Security-Mensch dich wegzieht, hat das meistens auch einen Grund, z.B. dass man den Stagediver, der sonst auf einen fällt, nicht gesehen hat…

©Lars Oeschey, fotografiert für den German Rock eV http://www.germanrock.de

Wenn Pyrotechnik eingesetzt wird, wird man vorher darauf hingewiesen und zum entsprechenden Zeitpunkt von den Security-Leuten aus den gefährlichen Bereichen entfernt.

 

Nicht jeder hält sich an die Regeln, das stellt man auch nach einer Weile fest. Außerdem findet man dort auch regelmäßig Leute mit Smartphones (Freundin vom Sänger usw.) die den sowieso recht begrenzten Platz verringern, aber damit muss man leben ;)

[Bild: Taubertal Festival, noch viel Platz im Graben, bei den Hauptacts wird’s enger]

Generelles

Konzertfotografie ist einerseits einfach, weil einem manchmal die beste Lichtstimmung direkt vorgesetzt wird, und man sie nur noch einfangen muss, andererseits auch schwierig, weil sich eben die Lichtverhältnisse schnell ändern und man darauf reagieren muss.

Ich habe mir angewöhnt, bei großen Konzerten vorher Videos der Bands anzusehen, da die meistens ein festes Lichtsetup (samt Lichtmischer) mitbringen, und ich so schon weiß, was mich erwartet. Bei kleineren Konzerten von z.B. Lokalbands beobachte ich das Licht, und versuche, einen Winkel zu finden, bei dem das Licht gut hinter einer Person auftaucht.

Gelegentlich hat man auch mal eine Band aus dem heftigeren Metal-Genre vor sich, die nur rotes Bühnenlicht haben, da bleibt dann meist nur der Weg über eine Schwarz/Weiß Konvertierung. Oft kommt es auch vor, dass die Musiker nur von hinten beleuchtet sind, weil entweder die Frontstrahler schlecht positioniert sind, abgedreht, oder grundsätzlich selten beleuchtet (Schlagzeuger).

Saint Helena Festival 2017, shot for germanrock.de

Saint Helena Festival 2017, shot for germanrock.de

[Bild links:
Downfall of Gaia, St. Helena Festival München, schwieriges Licht vorher]

 

[Bild rechts:
Rettung durch s/w]

Sonderfall „Blitzen“

Winter Void Vol.1, Fistula & Grime, 2016-10-23, Kafe Kult Munich

In manchen Fällen kann man Blitze sinnvoll einsetzen. In dem winzigen Club in München, bei dem dieses Bild entstanden ist, konnte man das Licht am besten mit „nicht vorhanden“ beschreiben ;) In Absprache mit den Bands (wichtig!), habe ich dann auf der Bühne drei Aufsteckblitze verteilt, die ich remote steuern konnte. Dabei darauf achten, dass man die Musiker nicht anblitzt!

 

[Bild: Fistula @ Kafe Kult]

Manchmal kann man mit einem Blitz auch lustige Effekte erzielen, wie die „Geister“ hier. Ich hatte einen Blitz beim DJ plaziert, der gegen die Decke geblitzt hat, die Kamera war dabei auf den hinteren Verschluss eingestellt (d.h. der Blitz löst am Ende der Belichtungszeit aus).

[Bild: Nachtwerk, 2,0sec, ISO200, f 8.0, 35mm/1.8]

Zum Schluss möchte ich noch auf ein paar Fragen eingehen, die gestellt wurden.

Wie sieht ein normaler Shootingtag aus?

Kommt darauf an… manchmal bin ich mit einem Freund mit VW-Bus und Zelt auf einem Festival, das ist meistens relativ entspannt. Beim Taubertal Festival wird’s dann anstrengend, der Zeltplatz ist recht weit entfernt, d.h. wir sind im Hotel, gehen gegen Mittag aufs Gelände (mit kompletter Ausrüstung). Ich verstaue den Teil den ich erst abends brauche in einem Schließfach, und dann verbringt man den ganzen Tag auf dem Gelände (ca. 60 Bands in drei Tagen, und etwa 60km gelaufen)

Welches Equipment darf auf Konzertshootings auf gar keinem Fall fehlen?

Außer der fotografischen Ausrüstung: Gehörschutz, feste Schuhe, Regenschutz.

Wie kommst du an die Bands?

Für viele Konzerte braucht man eine Akkreditierung, sonst kriegt man nicht mal die Kamera mit rein ;) Bei mir läuft das über den gemeinnützigen Verein German Rock e.V., außerdem kenne ich den Betreiber einer unserer lokalen Konzerthallen, dort kann ich auch meistens fotografieren. Beim Verein Nachtwerk bin ich mittlerweile fester Fotograf und fotografiere da die lokale Gothic Szene.

Welche Band hättest mal gerne vor der Linse?

Das ist mir relativ egal… wichtig ist mir dass Action auf der Bühne stattfindet, das ist Voraussetzung für spannende Bilder. Als Fan hätte ich oft lieber gar keine Kamera dabei, da ich, wenn ich fotografiere, der Musik kaum folge…

Was wird dein nächstes Projekt?

Projekte mache ich eigentlich nur in der People-Fotografie, da steht noch einiges (meistens Trashiges) an ;)

Möchtest du das irgendwann mal hauptberuflich machen?

Generell ja, aber wenn man keine Hochzeiten fotografieren will wird’s schwierig mit dem Geld… in der Konzertfotografie ist nur in Ausnahmefällen Geld verdient.

 

Lieber Lars, wir von elixxier Software bedanken uns ganz herzlich für den Einblick in Deine Arbeit!!

Lars findet Ihr übrigens hier:
Facebook „Lars Oeschey Fotografie“ und Facebook „concershots.de“
Lars‘ Instagram und Instagram „concertshots.de“
Website von Lars und Website von concertshots.de

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